Neue Brodowiner Gespräche

Reimar Gilsenbach (1925–2001) lud im Juli 1981 erstmals einige Schriftstellerkollegen in sein Haus und auf sein Grundstück am Rande des Kleinen Plagesees ein. Als Diskussionspartner hatte er führende Naturwissenschaftler der DDR gewonnen (u. a. Prof. M. Succow, Prof. M. Freude, Dr. L. Jeschke). So kam es zum ersten Brodowiner Gespräch: Lesung, Diskurs, gemeinsames Wandern in geschützter Landschaft, ein großer Topf Suppe am runden Tisch in Gilsenbachs Garten…

Wenig später nahm die Gesellschaft für Natur und Umwelt im Kulturbund der DDR die Brodowiner Gespräche in ihr Jahresprogramm auf und führte sie an wechselnden Orten der Naturgefährdung fort. Zum Teilnehmerkreis zählten u. a. die Schriftsteller Jurij Koch, Richard Pietrass, Wolf Spillner, Henryk Bereska, Lia Pirskawetz, Daniela Dahn, Joochen Laabs, Dr. Ernst Paul und Marianne Dörfler, Dr. Wolfgang David, Dr. Erhard Scherner, Prof. Dr. Jochanan Trilse-Finkelstein. Die Gespräche wurden zum Synonym für unzensierte, offene Diskussion tabuisierter Umweltthemen wie Waldsterben, Gewässer- oder Luftverschmutzung und der Frage nach der moralischen Verantwortung von Kunst, Wissenschaft und Politik. Eine intensive Stasi-Überwachung ließ nicht lange auf sich warten. 

Die Brodowiner Gespräche haben die Turbulenzen von „Wende“ und „Nachwende“ überlebt und einen neuen Rahmen, einen neuen Stil gefunden. Sie wurden zu Jahrestagungen umweltengagierter Schriftstellerinnen und Schriftsteller im FÖN e.V., Potsdam. 

Der 80. Geburtstag von Reimar Gilsenbach im September 2005 war Anlass, um die kritischen Öko-Treffen am Ort ihrer Entstehung in kleinem Kreis wieder zu beleben – als Neue Brodowiner Gespräche. „Neu“ auch deshalb, weil nunmehr Musik und Wort zusammenklingen und der Teilnehmerkreis nicht mehr vorrangig aus Autoren besteht. Die Begegnungen finden im Gilsenbach-Haus zweimal jährlich statt, jeweils im Herbst und im Frühjahr. Die Zahl der Gäste liegt aus Platzgründen bei maximal 30 Personen. Neben Lesung, Diskussion, Musik und Gespräch zwischen Kamin und (in der stets überfüllten Küche gereichtem) Imbiss gibt es Übernachtungsmöglichkeiten und das Angebot einer gemeinsamen Wanderung am nächsten Vormittag. Alle Abende waren bislang intensiv nachgefragt, etliche Teilnehmer kommen von weither, die meisten jedoch aus dem Ökodorf Brodowin und den Nachbarorten.

Für Lesungen und Vorträge konnten wir bislang u. a. gewinnen: die Schriftsteller Volker Braun, Thomas Rosenlöcher, Richard Pietrass, Daniela Dahn, Joochen Laabs, Michael Gromm, Arnold Leifert, Dr. Ernst Paul Dörfler, Angela und Karl-Heinz Steinmüller, Bernhard Kegel, Julia Schoch, Ranjith Henayaka, Florian Werner und Prof. Michael Succow (Träger des Alternativen Nobelpreises).

Als Musik-Künstler traten u. a. auf: Tobias Morgenstern, Karsten Troyke, Barbara Thalheim, Jean Pacalet, Cathrin Pfeiffer, Falk Zenker, Gert Anklam, Martin Sommer, Roman Streisand, Chandra Bahadur Sunar und Babua Pahari.

Ab 2012 nutzten wir verstärkt das Angebot der Ökofilmtour (Brandenburger Festival des Umwelt- und Naturfilms) – vor allem zu global ökologischen Themen. So zeigten wir die Spiel-/Dokumentarfilme „Und dann der Regen (También la lluvia)" 2012, „Herz des Himmels, Herz der Erde“ 2014, „Song from the forest (Der Gesang des Waldes)“ 2015, „La buena vida (Das gute Leben)“ 2016, „Die grüne Lüge“ 2019.